Entstehung

Die gesamte Freikirche besteht aus verschiedenen Bewegungen und dementsprechend sieht auch ihre Entstehungsgeschichte aus.
Als älteste evangelische Freikirche gelten die Mennoniten, deren erste Aktivitäten wenige Jahre nach der Reformation von 1517 in Zürich begannen, nachdem sich die Reformatoren Luther in Deutschland und Zwingli in der Schweiz allmählich mit der Obrigkeit arrangierten.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts kam es innerhalb der anglikanischen Kirche in England zu einer neuen Bewegung, die zuerst nicht das Ziel verfolgte, sich abzuspalten, aber dennoch aufgrund starker Ablehnung durch die Kirche ihren eigenen Weg gehen musste. Hieraus entstand 1784 die methodistische Kirche, die sich seit dem Zusammenschluss mit der Brüdergemeinde 1968 Evangelisch-methodistische Kirche nennt.
Im 19. Jahrhundert entstanden aufgrund einer weltweiten Erweckung viele Freikirchen, angefangen 1823 mit einer Bewegung, aus der der heutige CVJM hervorgegangen ist.
Ebenfalls am Anfang des 19. Jahrhunderts formierten sich die Evangelisch-Lutherische Freikirche und die ersten baptistischen Gemeinden, deren Ursprünge aber wahrscheinlich noch viel weiter zurückliegen.
Auch die wahrscheinlich größte freikirchliche Bewegung, die Pfingstbewegung, entstand Mitte des 19. Jahrhunderts infolge der Erweckungsbewegung in den USA. Bis zum Ende des Jahrhunderts fanden bereits weltweit bedeutende Konferenzen statt, die aufgrund des Praktizierens von Geistesgaben auch in der Öffentlichkeit für Aufsehen sorgten. So begannen heftige Diskussionen über den Ursprung des Zungenredens und die Taufe im Heiligen Geist, was in traditionellen Kirchen in dieser Form nicht bekannt war. Dennoch fand die Pfingstbewegung auch in den Landeskirchen statt, bis es 1909 zu einem bedauerlichen Bruch kam. Nachdem während einer Konferenz 1907 das Gerücht in die Welt gesetzt wurde, dass diese Geistesgaben ein Werk des Teufels seien, verfassten führende Männer der deutschen Gemeinschaftsbewegung am 15.September 1909 die "Berliner Erklärung", durch welche sich ein bis heute nicht überwundener Abgrund zwischen Landes- und Freikirche auftat und die Mitglieder der Pfingstbewegung aus den Kirchen ausgeschlossen wurden.
Erst Mitte des 20. Jahrhunderts entstand in den Kirchen eine neue geistliche Bewegung, der charismatische Aufbruch. Diese Bewegung war stark durch das gemeinsame Gebet und innigen Lobpreis geprägt und in allen Konfessionen zu finden. Die Kirchen hatten aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und diese Bewegung nicht durch voreilige Beschlüsse aus den eigenen Reihen verbannt, weshalb sich die charismatische Bewegung auch zu keinem eigenständigen Verband zusammenschließen musste, sondern auch heute noch in manchen Landeskirchen zu finden ist. Allerdings nahm die Anzahl der Befürworter der charismatischen Bewegung drastisch ab, als Parallelen zur Pfingstbewegung gezogen wurden und auch hier die Geistesgaben stark in den Vordergrund rückten. Zudem führt der starke Zulauf zu den charismatischen Kirchen heute bei vielen landeskirchlichen Gemeinden zu Existenzängsten und somit leider auch immer häufiger zu einer missmutigen Stimmung gegenüber rein charismatischen Gemeinden.

Es gibt noch einige andere freikirchliche Bewegungen, die hier aber nicht alle aufgezählt werden müssen, da sie für die Entstehungsgeschichte auch nur von untergeordneter Bedeutung sind. Dass es so viele verschiedene Bewegungen gibt liegt nicht an Unstimmigkeiten zwischen den einzelnen Bewegungen, sondern daran, dass über die Jahrhunderte immer wieder Mitglieder der großen Kirchen zurück zu biblischen Werten gelangen wollten und nach kurzer Zeit aus den Kirchen hinausgedrängt wurden. Die wenigsten Bewegungen hatten das Ziel der Abspaltung, sie wollten im Prinzip nur die Kirche auf dem richtigen Kurs halten.

Die vorhandenen Links führen zu den Entstehungsgeschichten der einzelnen Bewegungen. Die offiziellen Websites der Verbände finden Sie hier.


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...Prüft aber alles und das Gute behaltet. (1. Thessalonicher 5,21)

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